Das war alles schon ne ganz schöne Arbeit. Es wurde viel geplant, Pläne wieder verworfen und viel diskutiert (da hat sich wohl bis heute nichts verändert!).
Den Wasserfall z. B. wollte Mächtig gern erst in Form einer Kaskade, also einem stufenförmigen Wasserfall haben. Jedoch musste er ziemlich schnell Abstand von diesem Plan nehmen, da der Magistrat einen eher natürlichen Wassersturz oder sogar keinen bevorzugte. Er stellte sogar für diese Frage eine Kommission zusammen, die diese klären sollte.
Wie ihr ja wisst und seht haben sie sich für den Wasserfall entschieden. Da war ich ganz schön erleichtert, denn ich bin immer wieder gerne da und kühle mich, wenn's so richtig heiss ist, ein bisschen ab.
Der Gartendirektor machte also einen erneuten Plan und fuhr ins Riesengebirge, um sich inspirieren zu lassen, denn der Wasserfall sollte so schön und so natürlich wie möglich aussehen.
Am 14. Oktober 1893 war es dann endlich soweit, der erste Probelauf des Wasserfalls fand statt. Ab Sommer 1894 wurde er dann täglich 8 Stunden in Betrieb genommen. Der Jüngling mit der Meerjungfrau unten am Becken nennt sich übrigens "Ein seltener Fang". Er wurde wenige Jahre später aufgestellt.
Hier und da lassen sich übrigens auch noch andere Kunstwerke im Park finden.

 

Blick vom Wasserfall in die Großbeerenstraße (Richtung Norden)

 

Auch über die Wolfsschlucht wurde viel nachgedacht, denn ursprünglich war an dem Ort ein Villenviertel geplant. Aber weil die interessanten Geländeformationen (Höhenunterschiede) und der reichhaltige alte Baumbestand so gut zum Park passte, haben die Menschen die Wolfsschlucht in den Park integriert.
Glück für uns!!!

 
 
Farnpflanzen in der Wolfsschlucht
 

Schon 1891 wurden die ersten Planungen für eine Erweiterung des Parks für das an ihm westlich angrenzende Gelände gemacht. Allerdings befand sich das Gelände im Besitz des Militärfiskus und diente zum Truppenaufmarsch.
Den Parkbesuchern und Anwohnern gefiel das gar nicht, da das Gebiet sehr sandig und staubig war.
Bei trockenem Wetter wurde der Staub durch Wind und durch die Märsche aufgewirbelt und bei starkem Regen stürzten die Wassermassen unter Mitnahme des losen Sandes herunter und versandeten Bürgersteig und Kanalisation. Ausserdem kamen so viele Menschen in den Park, das er einfach viel zu klein war und es unausweichlich war, den Park zu vergrößern.
Stadt und Staat mussten ziemlich lange verhandeln, um überhaupt eine Einigung zu finden. Erst 1919 wurde das Aufmarschgelände an die Stadt verkauft, also fast 20 Jahre später.

Parkansicht mit Café in der Kreuzbergstraße

 

Gartendirektor Mächtig starb 1909. Nachfolger wurde Albert Brodersen, der den Westteil der Anlage entwarf, also den Teil des Parkes, der an die Katzbachstraße grenzt. Gebaut wurde er 1913 - 1916.
Brodersen legte auf dem leicht hügeligen Gelände mehr Wiesenfläche an, die erst einige Zeit später auch als Liegewiesen genutzt wurden und werden.
Weiter wirkte auch der Stadtgartendirektor Erwin Barth bei der Einfügung des Sportstadions in die Gesamtanlage des Parks mit.
Der Viktoriapark wurde im zweiten Weltkrieg stark beschädigt, blieb jedoch in seiner Gesamtstruktur gut erhalten.
Der Wasserfall, der auch beschädigt wurde, wurde 1961 wieder in Betrieb genommen.
Wegen seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Bedeutung wurde der
Viktoriapark 1980 als erste öffentliche Grünanlage in Berlin (West) ins Baudenkmal-Buch eingetragen.

 

Abgekrachtes 'Baumdenkmal' (Rosskastanie)

 

Der Kreuzberg ist mit seinen 66 m die höchste natürliche Erhebung der Innenstadt. Von oben hat man einen einzigartigen Blick auf die Stadt.
Und was siehst du???
Ach so, die Tiergehege waren übrigens weder von Mächtig noch von Brodersen vorgesehen. Entstanden sind die Gehege ca. 1925 durch die Aufzucht eines Rehkitzes. Da die Aufzucht erfolgreich war, kamen immer mehr Rehe, dann auch noch andere Tiere. Später hat der kleine Zoo sogar schon mit dem Zoologischen Garten Berlin zusammengearbeitet.
Nach 1945 gab es gar keine Tiere mehr im Park, erst 1952 wurden sie wieder eingeführt. Da fällt mir auf, dass ich schon lange nicht mehr da war - kannst du mir sagen, welche Tiere in dem Gehege noch leben?

Ganz früher wurde auf dem Kreuzberg einmal Wein angebaut, um 1740 war es allerdings über längere Zeit so kalt, dass man keinen Wein mehr machen konnte.
Vor ungefähr 30 Jahren hat man aber wieder damit angefangen, auf dem Kreuzberg Wein anzubauen. Das ist allerdings so wenig, dass dieser Wein, der
Kreuz - Neroberger, gar nicht verkauft, sondern nur ganz selten an ausgewählte Gäste verschenkt wird.

Hast du schon mal gesehen wie Wein angebaut wird???

Gerade hab ich noch was Cooles entdeckt, - naja, ihr kennt sie sicherlich schon...
An manchen Bäumen hängen Nummern mit den Namen des Baumes dran- da wird man ja richtig baumschlau...

Hoffentlich finden bald wieder so tolle Aktionstage statt! Bist du dabei?

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Text: Raphaela Brozio
Fotos: baumschlau