Eulivia: "Ach herrje, was soll denn jetzt dieser komische Zweig ohne Blätter und nix auf dieser Seite?? "

Immer mit der Ruhe, Euli! Ich hab mir gedacht, daß wir uns in diesem komisch warmen Winter einen Laubbaum etwas ganauer anschauen, der..

"Was soll denn das überhaupt sein, eine rote Knospe etwa? "

Richtig, meine Gute. Der Spitzahorn hat rötliche Endknospen und ist gegenständig, was eher typisch für Sträucher ist.

"Moment mal. Wie soll man das mit der gegenständigen Blattstellung ohne Blätter erkennen, bitteschön? "

An den Stellen, wo die Blätter an den Zweigen saßen, hinterlassen sie so genannte Blattnarben wenn sie im Herbst herunterfallen. Du kannst sie im Winter gut erkennen. Meistens ist das auch die Stelle, an der die neuen Knospen sitzen.

"Aha, beim Ahorn also immer gegenüber und bei wechselständigen Bäumen immer abwechselnd mal rechts, mal links "

Richtig.

"Ähm.. Wie war das nochmal, warum wirft der Baum im Herbst eigentlich die Blätter runter. Ist doch ne ganz schöne Verschwendung oder etwa nicht? "

 

Während im Sommer leicht zu erkennen ist, ob die Blattstellung wechsel- oder gegenständig ist, muß man im Winter etwas genauer hinsehen: die Blattnarben bleiben nach dem Abfallen der Blätter deutlich sichtbar

 

Eigentlich hast du recht. Im Frühjahr steigt der Saft mit vielen Nährstoffen nach oben. Beim Ahorn ist es besonders zuckerhaltiger Saft, den kann man auch gewinnen und Sirup daraus machen. Im Winter ist es in unserer Gegend gefährlich für den Baum, wenn Wasser im Innern gefriert, deshalb..

".. ach so, deshalb schickt der Baum das Wasser wieder zurück unter die Erde, wo es nicht so kalt ist."

 

 

Genau.

In Kanada gewinnt man aus dem Baumsaft den leckeren Ahornsirup. Das könnte mit unserem heimischen Spitzahorn auch klappen, aber im Gegensatz zu dem Zuckerahorn in Kanada ist die Zuckerkonzentration sehr viel geringer.

"Und warum heißt der Baum überhaupt Ahorn? "

Hmm, sehr wahrscheinlich wegen eines Tieres namens Nas-Horn.

"Ja, ja genau, die Flügelnüsschen kann man sich ja prima auf die Nase setzen (kicher), ich meine auf den Schnabel."

Und natürlich sieht es lustig aus, wenn die Früchte wie Propeller nach unten fliegen. Durch diesen Effekt haben sie eine gute Chance, etwas weiter weg vom Baum zu landen.

 

Der zuckerhaltige Saft steigt im Frühjahr nach oben, Blätter, Früchte und Blüten entstehen. Im Winter wird die Flüssigkeit 'in Sicherheit' gebracht: der nächste Frühling kommt bestimmt.
 
Das typisch gezackte Spitzahorn-Blatt und die doppelten Flügelsamen
 

"Wie schlau vom Ahorn! Sag mal, was sind denn das für Brüder, die der Spitzahorn hat? "

Von den fast 200 Ahorn-Arten sind bei uns in Deutschland nur drei zu Hause: neben dem Spitzahorn mit den spitzen Blättern sind das der kleine Feldahorn und der große in den Bergen wachsende.. .

"..weiß ich: der Bergahorn natürlich. "

Richtig. Weißt du auch, wie man sie ganz einfach unterscheiden kann?

"Na sag schon!"

Mit einer Eselsbrücke. Also einer kleinen Geschichte oder einem Bild, mit dessen Hilfe man etwas gut behalten kann. Hier sind die drei:

 

Beim Bergahorn sind die Flügelsamen so stark gewinkelt, daß ein kleiner Berg dazwischen paßt. Beim Spitzahorn paßt gerade so eine Finderspitze hindurch. Und wenn man die geflügelten Nüsschen des Feldahorn auf ein Feld legt, paßt gar nicht mehr dazwischen.

So kann man die drei gängigsten Ahorn-Arten leicht unterscheiden

 

"Wow! Ich glaube, die drei kann ich jetzt immer unterscheiden. "

Und hier ist noch ein Grund für den Baum des Januars: schau mal in in der Nähe eines Ahorns auf die Erde, dann siehst du, wie an vielen Stellen schon die ersten Baby-Ahorns entstehen.

Text: Volker Schneider, Illustrationen: baumschlau, P. Braun