In der dunklen Jahreszeit gibt es auch einen Baum des Monats, der von allen einheimischen Bäumen am wenigsten Licht braucht: Die Eibe (Taxus baccata) wird als Baum nicht besonders groß und meistens wird sie in Gärten als Strauch oder Hecke angepflanzt.

Eulivia: "Die hat ja auch rote Früchte, genauso wie der Weißdorn im letzten Monat!"

Tja, da geht es schon weiter mit den ungewöhnlichen Eigenschaften der Eibe..

"(Kicher) Sagtest du Eibenschaften? Das soll wohl ein neues Wort sein? "

Gefedeter Witzbold, du. Die leckere rote Hülle um den Samen nennt man Arillus, für die Botaniker ist es keine Frucht sondern halt eben eine Hülle. Bei vielen Vögeln als Futter sehr beliebt.

"Moment mal. Das weiß ich besser! Die Eibe ist von oben bis unten giftig, das hab ich irgendwo gelesen !"

(Grins) Ja, ja, du hast ja recht. Fast. Die weichen, flachen Nadeln und die rotbraune Rinde und auch der Samen und das schöne Holz sind tatsächlich ziemlich giftig- für Mensch und Tier.

"Siehste!"

Mit einer Ausnahme. Das rote Fruchtfleisch, pardon Arillus-Fleisch ist tatsächlich lecker. Vögel verschlingen die 'falsche Frucht', verdauen den süßlichen Anteil und der unverdaute Samen-Kern wird an anderer Stelle wieder ausgeschieden. Das ist eine besondere Art der Verbreitung, machst du das eigentlich auch??

"Bist du verrückt???"

Amseln und Drosseln tun es. Übrigens sind Eiben getrenntgeschlechtlich. Also wundere dich nicht, wenn du Bäume oder Sträucher siehst, an denen im Sommer keine roten Früchte wachsen. Die sind nämlich männlich.

Neben der leuchtenden 'falschen Frucht' sind junge Samen erkennbar, bei denen der rote Arillus-Mantel noch nicht entwickelt ist

"Ist es nicht gefährlich, überall Eiben anzupflanzen, wenn sie so giftig sind?? "

Naja, wer kaut schon an Blattnadeln oder Früchten herum die er nicht kennt? Erstaunlich finde ich aber, daß es noch gar nicht so lange her ist (etwa 40 Jahre), daß man aus dem Eiben-Gift ein wirksames Krebs-Medikament entwickelt hat....

"Und was ist so gruselig an Eiben? "

In Ländern, in denen Kelten und Germanen lebten, wurden Eiben auf Friedhöfen angepflanzt, sie galten als Bäume der Todesgötter. Es war verboten, sie zu fällen, da sie Schutz vor Hexen und bösen Geistern garantierten.

"Ach du Schreck! Und was ist da auf dem Foto unten passiert ???"

Das Schöneberger Gartenbauamt war der Ansicht, daß die Eiben rund um den Kleistpark stören und hat sie im letzten Jahr abgesäbelt.

 

Die Rinde ist braun-rötlich und schält sich ähnlich wie bei den großen Platanen ab
"Ja spinnen die denn, die Schöneberger?? "
Die Eibe wächst sehr langsam, steht unter Naturschutz und kann über 1000 Jahre alt werden
 

Normalerweise ist die Eibe dafür bekannt, daß sie als einziger Nadelbaum supergut ausschlägt, hier hat es scheinbar nicht geklappt.

"Wie bitte, wen schlägt die denn? "

Ach Eulivia! Das heißt, wenn sie z.B. vom Wind geknickt wird oder der Blitz einschlägt, dann wachsen aus dem Stamm neue Triebe heraus, die irgendwann fast genauso dick wie der eigentliche Hauptstamm werden. Sie sehen dann auch wahnsinnig alt und knorrig aus.

"Aber wodurch unterscheidet sich die Eibe denn nun von anderen Nadelbäumen?

 

Guck dir mal die Nadeln etwas genauer an. Sie sind ganz flach und weich wie Gummi. Oben dunkel- und unten hellgrün.

"Alles klar. Aber was so gruselig an den Bäumen ist, weiß ich immer noch nicht. "

Also gut. Hier noch eine Geschichte zum Schlafengehen: jedes mal, wenn die Kutscher in Paris früher die Särge mit ihren Pferdefuhrwerken zum berühmten Friedhof Père Lachaise gebracht haben, dann haben die Pferde gerne etwas an den Friedhofseiben rumgeknabbert und sind prompt krank geworden und angeblich daran gestorben. Ist das nicht gruselig??

Die Unterseite der gummiartigen Nadeln ist hellgrün. Die Blütenknospen sind im Herbst klein und unauffällig
 

 

Text: Volker Schneider, Fotos: baumschlau