Der Schöneberger Kleistpark

Eine Eule wundert sich..

Beim Fotografieren des etwas versteckten Kleistparks in Schöneberg traf ich Eulivia, die mich natürlich gleich ausfragte, was ich mache.
 
Eulivia: Hey du da unten, du bist doch die Praktikantin von baumschlau, nicht wahr??!!
 
Ich: Ja das stimmt! Ich heiße Vanessa. Und du bist Eulivia, nicht wahr?
 
Eulivia: Ja genau. Warum knippst du die ganze Zeit mit dem Ding in deiner Hand rum?
 
Ich: Das ist ein Fotoapparat, damit mache ich Bilder von dem Park für meinen Artikel auf der Internetseite von baumschlau.
 
Eulivia: Das ist eine gute Idee, ich finde den Park auch sehr schön, es gibt hier viele verschieden aussehende Bäume? Weißt du vielleicht, wie der Baum heißt, auf dem ich gerade sitze?
 
Ich: Ja, ich denke schon. Warte mal kurz, ich gucke nach dem Nummernschild....Ah, da habe ich es ja, das ist sogar eins mit dem Namen des Baumes darauf. Hey, die sind doch von baumschlau.

Eulivia: Ja das stimmt. Ich war dabei, als die Leute von baumschlau die angebracht haben. Das ist echt toll!! Aber leider kann ich die Schilder nicht lesen. Was steht denn da drauf?

Ich: Du sitzt gerade auf dem Ast einer Gleditschie. Das ist ein ausgefallener Baum.
 

Viele interessante Baum-Namensschilder

 

Eulivia: Schreibst du also nur über die Bäume, die hier stehen?

Ich: Nein. Ich schreibe über die Geschichte des Kleistparks, wie er entstand. Das ist sehr interessant, wusstest du, dass das hier mal der Botanische Garten war? Ja, mit vielen Pflanzen, nicht nur mit Bäumen!

Sonnige Kolonnaden

 

Eulivia: Ich glaub, davon hab ich schon mal was gehört! Erzähl bitte weiter!
 
Ich: Naja, also die Geschichte des Kleistparks geht weit zurück, bis zum Jahre 1679. Damals entstand aus dem bis dahin bestehenden Hopfengarten, welcher für die Brauerei angelegt worden war, ein Hof- und Küchengarten für den Kurfürsten.
Ein Gärtner namens Michelmann war für die Bepflanzung des Gartens zuständig. So kam es erstmals 1718 zur Bezeichnung “Botanischer Garten”.

Eulivia: 1679....Das ist aber lange her. Und wann wurde es zum Botanischen Garten?

Ich: Also ab Anfang des 19. Jahrhunderts entstand der richtige 7,5 Hektar große Botanische Garten. Der erste Berlins.
Dieser wurde als wissenschaftliche Forschungsstätte genutzt. Für die Pflanzen war der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso ab dem Jahre 1819 für 19 Jahre zuständig.


Adelbert von Chamisso  

Carl David Bouché  war als technischer Direktor im Botanischen Garten tätig. Er hat das berühmte 17 m hohe Palmenhaus entworfen, welches im königlichen Botanischen Garten gebaut wurde. Außerdem entwarf er auch das Victoria-Regia-Haus, also das Seerosenhaus. Diese beiden Gewächshäuser wurden im neuen Botanischen Garten in Berlin-Dahlem neu gebaut, aber die Pflanzen wurden übernommen. So gibt es einen Palmfarn der auch schon im alten Botanischen Garten stand. Die Seerose ist eine Pflanzenkreuzung und stammt auch von Carl David Bouché.
1880 wurde dann zum Botanischen Garten noch ein dazugehöriges königliches Museum errichtet.

Eulivia: Und warum ist hier kein Botanischer Garten mehr?
 
Ich: Nach mehr als zweihundert Jahren kurz vor der Jahrhundertwende wurde der Botanische Garten aus Platzproblemen auf das sechs mal so große ehemalige Gelände der Domäne Dahlem in Steglitz verlegt. Etwa 10 Jahre danach legte der Stadtgartendirektor Albert Brodersen eine regelmäßige Parkanlage an. Sie wurde aus Anlass des 100. Todestages des Dichters Heinrich von Kleist am  21. November 1911 nach ihm benannt.

Eulivia: Ok, daher der Name Heinrich-von-Kleist-Park.

Blick auf das Kammergericht
 

Ich: Hey Eulivia, ein paar von den Bäumen, die du hier siehst, gab es sogar schon, als hier der Botanische Garten war.
 
Eulivia: Nein, echt?! Uhhuuuhhh!!
 
Ich: Eulivia schau mal!! Siehst du dort gegenüber vor dem großen Gebäude diese vielen Säulen?
 
Eulivia: Jaaa. Die sind so schön. Weißt du was darüber, dann erzähl's mir bitte!
 
Ich: Ok. Diese Säulen heißen Kolonnaden. Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie von Carl von Gontard eigentlich erst für die Königsbrücke am Alexanderplatz gebaut. Seit 1910 verschönern sie den Eingang des Kleistparks.
 
Eulivia: Ach so, Kolonnaden heißen die also. Hey und was ist mit dem Haus gegenüber? Ist das auch so alt wie alles hier?

Ich: Hmmm im Gegensatz zu dem Garten oder Park ist das Gebäude nicht alt. Ein schönes Gebäude. Es heißt Kammergericht. Es wurde 1913 fertiggestellt.
1945 diente es den Alliierten, also den Besatzungsmächten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Das Haus stand nicht immer im Zeichen der Gerechtigkeit. Der Ausspruch von M.F. Seidels, der 1655 meinte:”Gott verleihe, dass dieser Ort, so lange Sonne und Mond währet, ein unverrückter Tempel der beständigen Gerechtigkeit sei und vor keener Gewalt und Unrecht jemahlen möge profaniret werden.”, blieb leider nur ein frommer Wunsch. Denn der berüchtigte Vorsitzende Roland Freisler des Volksgerichtshofes hatte hier  viele Widerstandskämpfer verurteilt.
Später dann wurde in diesem Gebäude das Viermächteabkommen unterzeichnet.
Seit 1992 ist das Kammergericht, so heißt das Gebäude, Sitz des Berliner Verfassungsgerichtshofes und der Berliner Generalstaatsanwaltschaft.
 
Eulivia: Oh Mann, so viele Informationen auf einmal!Uhhhhuhhh!

Ich: Eulivia. Hier vor dem Kammergericht standen eigentlich mal zwei Figuren. Die Rossenbändiger des Baron v. Clodt. Sie waren ein Geschenk vom Zar Nikolaus I. Für seinen Schwager Friedrich Wilhelm IV. im  Jahre 1842. Das Volk bezeichnete diese Geste als “gehemmten Fortschritt” und als “beförderten Rücktritt”. Sie wurden vor der Lustgartenfront des Stadtschlosses des Königs Friedrich Wilhelm IV. errichtet. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges standen sie hier vor dem Kammergericht. Zur Zeit (2008) stehen sie in dem Berliner Museum “Hamburger Bahnhof”.
 
Eulivia: Rossenbändiger heißen die Figuren, aha. Sie waren ein Geschenk. Schade, dass sie hier nicht mehr stehen.
 
Ich: Hey Eulivia. Folge mir mal. Ich will dir noch was interessantes zeigen. Komm mit!
 
Eulivia: Ok. Uhhhuhhhh!

Ich: Siehst du hier auf der ovalen Wiese, wie viele unterschiedliche Bäume hier stehen?! Die sind ein Denkmal für den ehemaligen Botanischen Garten. Hier zum Beispiel haben wir eine dicke große Eiche. Sie ist ein Naturdenkmal. Und da hinten im Zentrum der Wiese steht die Flügelnuss, es ist der größte Baum hier im Heinrich-von-Kleist-Park. Und dort drüben Eulivia, steht die Sumpfzypresse. Sie und der amerikansiche Geweihbaum hier sind sehr seltene Bäume. Oh und den hübschesten Baum hätte ich glatt vergessen. Sieh nur, dort steht der Ginkgobaum. Dieser stammt aus China. Er hat sehr auffällig aussehende Blätter. Die Chinesen meinten, die Blätter sehen aus wie Frauenhaar, weil sie zarte, feine Linien haben.

Eulivia: Ja, ich liebe diese Bäume hier. Sie sind alle wunderschön. Und sie geben uns Eulen viel Raum zum Bewohnen.

Ich: Aber eigentlich wollte ich dir etwas ganz anderes zeigen. Nämlich die Wiese.

Unter der Wiese wird Regenwasser von Plastik-Rigolen aufgefangen - das spart Abwasserkosten

 

Ich: Weißt du was sich unter dem Rasen befindet, Eulivia?

Eulivia: Unter dem Rasen ist Erde, oder?

Ich: Das stimmt schon und 3 m unter der Rasenoberfläche ist schon Wasser. Und dazwischen wurden vor einer Weile Rohr- und Kastenrigolen gebaut. Das sind so eine Art Auffangbecken. Sie speichern das Regenwasser, das von den Straßen durch die Gullis und die Rohre zu den Rigolen fließt.

Eulivia: Aber werden die Rigolen-Kästen denn nicht irgendwann überfüllt sein?

Ich: Ja, das könnte man denken, aber die Rohr-Rigolen haben Schlitze und die Kasten-Rigolen haben Löcher, wodurch das Wasser langsam in die Erde sickern kann. Um zu verhindern, dass das viele Wasser schneller in die Erde sickert, wurde noch ein Geotextil, also eine Art Stoff um die Rigolen gespannt.

 

Text: Vanessa Polzin
Fotos: baumschlau, Grünflächenamt Berlin-Schöneberg, CD-Rom Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka (Digitale Bibliothek)